Wer einen Text – vielleicht sogar einen ganzen Roman – fertiggeschrieben hat, kann sich stolz auf die Schulter klopfen. Doch die Arbeit ist damit noch nicht beendet. Der erste Entwurf ist selten perfekt, sondern bekommt erst durch mehrfache Überarbeitung seinen Feinschliff. Aber wie geht man dabei am besten vor?
Der erste Durchgang
Der Text ist fertiggeschrieben und am liebsten würde man ihn gleich hinaus in die Welt schicken. Allerdings ist das selten ratsam, denn zuerst sollten Sie den Text noch einmal – oder auch mehrmals – durchlesen und die offensichtlichsten Fehler beseitigen. Im Optimalfall lassen Sie den Text zuvor eine Weile liegen und beschäftigen sich mit etwas ganz anderem. So gewinnen Sie Abstand und können mit einem frischen Blick die Überarbeitung starten.
Beim ersten Lesen geht es dann darum, Fehler und Logiklücken aufzuspüren. Was sich schnell und leicht überarbeiten lässt, können Sie direkt ändern, für alles andere legen Sie eine Liste an. Notieren Sie, was Ihnen negativ auffällt und noch nicht ganz rund erscheint. Darauf aufbauend können Sie sich einen Korrekturplan erstellen und diesen Punkt für Punkt abarbeiten. So laufen Sie nicht Gefahr, sich zu verzetteln oder irgendetwas Wichtiges zu vergessen.
Worauf kann ich achten?
Beim Überarbeiten können verschiedene Aspekte beachtet werden, besonders wichtig sind die folgenden:
- Inhalt
- Aufbau
- Sprache und Stil
- Rechtschreibung und Grammatik
Die Liste ließe sich noch weiter ausdifferenzieren, denn je nach Textart spielen einzelne Aspekte eine größere Rolle als andere. Bei einem Roman sind der Spannungsbogen und die Figurenentwicklung wichtig. Bei einem Sachbuch steht die Verständlichkeit im Vordergrund und alle Fakten müssen geprüft werden.
Um Systematik in die Überarbeitung zu bringen, ist es sinnvoll, mehrere Korrekturdurchgänge vorzunehmen. Zunächst wird der Text inhaltlich überarbeitet, danach stilistisch und schließlich wird auf Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler geachtet. Denn es bringt wenig, wenn jedes Komma an der richtigen Stelle steht, solange gar nicht sicher ist, ob dieser Textabschnitt überhaupt bestehen bleibt.
Gerade wenn beim ersten Korrekturdurchgang viel geändert wird, sind mehrere Überarbeitungsphasen unausweichlich, da beim Umschreiben von Textpassagen neue Fehler und stilistische Ungereimtheiten entstehen. Auch wer sich professionelles Feedback holt, sollte daher zuerst ein Lektorat – möglicherweise mit mehreren Durchgängen – und erst dann ein Korrektorat durchführen lassen.
Feedback einholen und einarbeiten
Ab einem gewissen Punkt wird jeder blind für die Fehler seines Textes. Man hat ihn nicht nur geschrieben, sondern mittlerweile so häufig gelesen, dass Fehler einfach überlesen werden und Logiklücken gar nicht mehr auffallen. Natürlich wissen Sie selbst, was Sie mit Ihrem Text aussagen wollen – aber verstehen andere das genauso? Nun ist es Zeit für den Blick von außen. Suchen Sie sich im ersten Schritt Testleser, z. B. aus dem Freundes- und Verwandtenkreis. Am besten Personen, die ehrlich zu Ihnen sind und eine gewisse Leseerfahrung haben. Gehen Sie offen mit den Rückmeldungen um, nehmen Sie die Meinungen ernst – aber bedenken Sie auch, dass der Geschmack sich kaum ausklammern lässt.
Sie merken, dass einige Passagen bei den Testleserinnen nicht ankommen, dass die Hauptperson nicht greifbar ist, keine kann aber so recht sagen, woran es genau liegt? Holen Sie sich professionelles Feedback, zum Beispiel in Form eines Manuskriptgutachtens.
Schon sind Sie wieder selbst gefragt. Anhand des Feedbacks gilt es, Änderungen einzuarbeiten. Gehen Sie den Text noch einmal durch und überlegen Sie, wo sich die Kritik im Text umsetzen lässt. Welche Stelle ist zum Beispiel geeignet, um eine Figur auszubauen, die im Gutachten als zu flach bezeichnet wurde? Scheinen Ihnen überhaupt alle Aspekte des Feedbacks sinnvoll? Andere Personen können zwar Verbesserungsvorschläge machen, aber die eigentliche Änderung nehmen Sie vor. Es ist Ihr Text und Sie entscheiden, was damit geschieht. Wenn Sie alle Vorschläge verwerfen möchten, ist das Ihr gutes Recht – wenn auch nicht unbedingt sinnvoll. Es ist jedoch genauso unsinnig, alle vorgeschlagenen Änderungen blind zu übernehmen. Prüfen Sie stattdessen jeden Vorschlag kritisch und überlegen Sie: Passt das zu meinem Text? Macht es ihn besser? Anhand eines professionellen Feedbacks können Sie den Text mit Blick auf spezielle Punkte wie die Figurendarstellung, den Spannungsbogen oder die Stimmung durchgehen und ihn so Stück für Stück verbessern.
Manchmal kann es hart sein, Feedback zu seinem Text zu bekommen und all die vermeintlichen Fehler und Verbesserungsvorschläge zu sehen. Hier kann es helfen, einen Schritt zurückzutreten und sich klar zu machen, dass dies normal ist. Jeder Text lässt sich optimieren und die Verbesserungsvorschläge sind keine Kritik an Ihrer Person. Sehen Sie es lieber positiv: Am Ende halten Sie einen wirklich guten Text in den Händen.
Wann bin ich fertig?
Gerade wenn ein Text mehrere Überarbeitungsstufen durchläuft, ist es schwer zu definieren, wann er abgeschlossen ist. Wann kann ich mit dem Korrigieren aufhören? Wann muss ich kein weiteres Feedback mehr einholen? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Denn theoretisch lässt sich ein Text fast immer noch verbessern – oder zumindest verändern. Ab einem gewissen Punkt laufen Sie jedoch Gefahr, ihn zu verschlimmbessern. Deshalb ist es sinnvoller, den Text ab einem gewissen Zeitpunkt als abgeschlossen zu betrachten. Manchmal spürt man einfach, dass es nun so weit ist, und manchmal ist es auch eine Deadline, die dazu drängt, dass der Text fertig sein muss. Dann ist es Zeit, die Überarbeitung zu beenden und den nächsten Schritt zu gehen – welcher auch immer das für Sie sein mag.
Falls Sie selbst gerade mitten in der Überarbeitung stecken und sich Unterstützung wünschen oder nicht wissen, wo Sie ansetzen sollen, kontaktieren Sie mich gern!