Kristina Langenbuch hat Anglistik/Amerikanistik, Neuere Deutsche Literatur und Japanologie in Berlin, London und Tokio studiert und ist zertifizierte freie Lektorin. Im Jahr 2014 gründete sie gemeinsam mit Gesa Weiß die Literaturagentur Langenbuch & Weiß. Die Agentur mit Sitz in Hamburg und Berlin vertritt deutschsprachige Autor*innen in den Bereichen Belletristik und Sachbuch.
Zu welchem Zeitpunkt sollte ich als Autor*in auf die Suche nach einer Literaturagentur gehen? Reicht eine Idee, brauche ich ein fertiges Manuskript?
Ich rate bei Romanprojekten im Grunde immer dazu, sich erst mit einem fertigen Manuskript auf den Weg zu Agenturen zu machen – denn was tut man, wenn die Leseprobe des Romans gut ankommt, die Agentur sich meldet und gerne auch den restlichen Text sehen möchte – und man hat nichts parat? Das ist im besten Fall einfach schade, im schlimmsten nimmt man sich selbst eine gute Chance.
Eine Ausnahme kann es bei Romanen geben, wenn ein*e Autor*in bereits einiges veröffentlicht hat. Hier könnte man, in Rücksprache mit der Agentur oder zumindest mit offenen Karten spielend – indem man den unfertigen Zustand beispielsweise im Exposé oder im Anschreiben erwähnt –, auch eine Bewerbung mit einem noch nicht vollständigen Manuskript wagen. Immerhin hat man bereits bewiesen, dass man ein ganzes Buch fertig schreiben kann (das klingt jetzt platt, aber tatsächlich ist es ja ein wichtiger Punkt). Nicht vergessen sollte man dann allerdings in seiner Bewerbung eine realistische Einschätzung dazu, wie schnell das Buch fertiggestellt sein könnte.
Ein wenig anders sieht der Ratschlag bei Sachbüchern aus: Hier gilt es vor allem, sich als Expertin oder Fachmann auf dem Gebiet zu zeigen und eine überzeugende Struktur zu einem spannenden Ansatz zu präsentieren. Für Agenturen reichen dann auch Leseproben, die unter anderem zeigen, ob der oder die Autor*in neben fundiertem Wissen auch eine flüssige Schreibe mitbringt, oder ob man bei dem Projekt über Unterstützung durch eine*n Ghostwriter*in nachdenken sollte.
Worauf kann ich achten, um herauszufinden, ob eine Agentur zu mir passt?
Nicht jede Agentur vertritt Buchprojekte in jedem Genre. Deswegen ist es auf jeden Fall wichtig, sich die jeweils vertretenen Autorinnen und Autoren und deren Bücher anzusehen. Fragen Sie sich selbst: Suchen Sie eine Agentur, die gut im Sachbuchbereich vernetzt und auf dem Gebiet erfolgreich ist? Oder brauchen Sie jemanden, der Sie und Ihre Kinderbuchidee begleitet? Scheiben Sie vielleicht in verschiedenen Genres und würden gerne alles durch eine Agentur vertreten lassen? Manche Agenturen sind sehr spezialisiert, andere breit aufgestellt. Fast alle nennen auf ihren Webseiten die Genres, die sie nicht vertreten, daher ist ein wenig Recherche hier unabdingbar.
Aus Gesprächen weiß ich, dass auch die Größe der Agentur oder ihre Verortung für viele Autorinnen und Autoren eine Rolle spielt. Auch hier eine Frage an Sie selbst: Was ist Ihnen wichtig? Wünschen Sie sich häufige persönliche Treffen mit Ihren Agenten, oder reichen Ihnen Videocalls und gelegentliche Treffen? Befürchten Sie, in einer sehr großen Agentur leicht unterzugehen, weil Sie eher zurückhaltend sind? Bilden Sie diese Überlegungen bei Ihrer Agentursuche ab. Die Auswahl an Agenturen ist mittlerweile recht groß, und im Netz lassen sich gute Übersichten finden.
Wenn Sie dann ein Vertretungsangebot auf dem Tisch haben oder sich gar zwischen verschiedenen Agenturen entscheiden können, weil Ihr Projekt an mehreren Stellen überzeugen konnte, empfehle ich den persönlichen Kontakt – sei es im Telefonat, per Videocall oder zu einem richtigen Kaffee, falls es sich einrichten lässt. Denn bei der Zusammenarbeit zwischen Agentur und Autor*in spielt es eine wichtige Rolle, dass man auf der gleichen Wellenlänge liegt. Dass man Visionen teilt, Erwartungen offen kommunizieren kann und im besten Fall über viele Jahre hinweg eine richtige Partnerschaft aufbaut.
Ist es okay, wenn ich mehr als eine Literaturagentur kontaktiere?
Ja, das ist auf jeden Fall in Ordnung. Agenturen prüfen unterschiedlich schnell, und es kann mitunter recht lange dauern, bis man eine Rückmeldung von einer Stelle erhält. Agentinnen und Agenten haben daher Verständnis dafür, dass man sich gleichzeitig bei mehreren Agenturen bewirbt. Gerne können Sie das in Ihrer Bewerbung auch kurz ansprechen – das wäre auf jeden Fall ein schönes Beispiel für offene Kommunikation. Was aber fast noch wichtiger ist: Geben Sie Bescheid, wenn Sie von einer Agentur eine positive Rückmeldung bekommen haben. Die meisten Agenturen werden Ihr Projekt dann sehr schnell ebenfalls prüfen, und im besten Fall bekommen Sie weitere Vertretungsangebote. Haben Sie direkt eine Zusage von Ihrer favorisierten Agentur bekommen und sind nach einem persönlichen Gespräch erst recht überzeugt, dort am besten aufgehoben zu sein, tun Sie uns allen bitte einen Gefallen: Melden Sie sich noch einmal kurz bei den anderen Agenturen und geben Bescheid, dass Ihr Projekt nicht mehr geprüft werden muss. Das erspart uns Agentinnen und Agenten Zeit und auch Frust.
Vielen Dank!
Hier geht’s zur Website der Literaturagentur Langenbuch & Weiß.