Kinder- und Jugendbücher unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von Erwachsenenbüchern: thematisch, sprachlich und im Hinblick auf den Umfang. Manche glauben, es sei einfacher, für Kinder zu schreiben, da die Bücher kürzer sind. Aber das stimmt so nicht. Mit dem Schreiben für die jüngere Zielgruppe gehen ganz eigene Herausforderungen einher.
Ein Buch, zwei Zielgruppen
Wer für ein junges Publikum schreibt, muss zwei Adressaten berücksichtigen. In erster Linie werden die Bücher für die Kinder geschrieben und sollten diese auch begeistern. Doch diese kaufen Bücher – vor allem im sehr jungen Alter – in der Regel nicht selbst, sondern bekommen sie von den Eltern oder anderen Verwandten geschenkt. Damit die Bücher bei den Kindern landen, müssen sie zunächst einmal die Erwachsenen überzeugen und die legen auf ganz andere Aspekte Wert. Die Kinder wollen von einem Buch unterhalten werden. Sie wünschen sich spannende, lustige und emotional mitreißende Geschichten, für ihren Geschmack darf es ruhig mal etwas ekliger oder actiongeladener zugehen. Erwachsene dagegen bevorzugen „harmlosere“ und „pädagogisch wertvolle“ Texte. Die Geschichte sollte gehaltvoll sein, die richtigen Werte vermitteln und den Kindern im besten Fall etwas beibringen. Auch sprachlich sollte die Erzählung ein gewisses Niveau haben, da das Lesen oder Vorlesen die Sprachentwicklung der Kinder prägt – und hier wollen Eltern nur das Beste für ihren Nachwuchs. Als Autor*in gilt es daher, das richtige Mittelmaß zu finden und beide Zielgruppen gleichermaßen zufriedenzustellen. Ganz besonders gilt dies für Bücher, die sich an Kinder im Vorlesealter richten. Denn diese werden zusammen mit den Eltern rezipiert und unterhalten die Erwachsenen bestenfalls ein Stück weit mit.
Genaue Zielgruppendefinierung
Kinder- und Jugendbücher werden oft als eine Gruppe zusammengefasst, dabei umfasst diese Kategorie eine breite Spannweite und lässt sich viel weiter ausdifferenzieren. Ein Erstleserbuch unterscheidet sich grundlegend von einem Buch, das sich an Jugendliche ab 12 Jahren richtet. Sie sind thematisch und sprachlich anders aufgemacht und unterscheiden sich hinsichtlich der empfohlenen Länge. Daher ist es bei Kinder- und Jugendbüchern wichtig, die Zielgruppe genau zu definieren, im besten Fall auf eine Altersspanne von nur wenigen Jahren. Zudem gibt es auch bei den Kinder- und Jugendbüchern verschiedene Genres, die zu einer weiteren Ausdifferenzierung beitragen.
Es ist wichtig, seine Zielgruppe genau zu kennen und zu wissen, was sie bewegt und welche Erwartungen sie an Bücher stellt. In welchem Entwicklungsstand befinden sich die Kinder oder Jugendlichen in dem Alter? Was ist relevant für sie? Davon ausgehend können Überlegungen zur Themenwahl und der Sprache getroffen werden. Auch die Länge des Buches hängt vom Alter ab. Kleinkinder können sich noch nicht so lange konzentrieren, wohingegen Schulkinder sich gerne auch an längere Geschichten wagen, die sie über mehrere Tage hinweg lesen und bei denen sie immer wieder aufs Neue in die Welt eintauchen können. Auch der direkte Kontakt zur Zielgruppe bietet sich an, um einen umfassenden Eindruck in die Interessen und Kommunikationsweisen zu bekommen. Außerdem hat dies den Vorteil, dass die eigene Buchidee gleich an potenziellen Leser*innen getestet werden kann.
Sprachliche Besonderheiten
Die Sprache sollte an das Alter der Kinder oder Jugendlichen angepasst werden. Je jünger die Zielgruppe ist, desto einfacher sollte die Sprache sein. Das bedeutet, keine komplizierten Wörter zu verwenden und die Sätze möglichst simpel und mit klaren Bezügen zu strukturieren. Lange Schachtelsätze sind in Kinderbüchern fehl am Platz. Eine „Babysprache“ ist aber genauso unangebracht. Überlegen Sie, was die Kinder Ihrer Zielgruppe bereits verstehen könnten. Im Zweifelsfall sollten sie lieber leicht über- als unterfordert werden. Denn ist es schlimm, wenn das eine oder andere Wort mal nicht verstanden oder falsch ausgesprochen wird? Nur so lernen die Kinder etwas. Die Bedeutung unbekannter Wörter erschließt sich häufig im Kontext oder kann im Zweifelsfall bei den Eltern erfragt werden. Das regt bestenfalls sogar zum gemeinsamen Austausch über das Buch an. Gerade in Büchern für sehr junge Kinder sind die Texte häufig in Reimform verfasst. Auch Lautmalereien, sprachliche Bilder oder Wortneuschöpfungen sind beliebt und fordern die Kreativität und das sprachliche Geschick der Autor*innen.
Passende Themen finden
Um gute Ideen zu entwickeln, sollten Sie sich in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen hineinversetzen. Welche Themen sind für sie wichtig? In welchen Bereichen wollen sie Neues lernen? Was unterhält sie? Eine gute Grundidee ist entscheidend. Die Geschichte sollte eine klare Erzählstruktur haben, damit die Handlung gut nachvollziehbar ist. Wichtig sind Figuren mit ausgeprägten Charakterzügen. Sie können den Kindern als Vorbilder dienen und sollten genug Identifikationspotenzial bieten, damit die jungen Leser*innen einen Bezug zum eigenen Leben herstellen können. Versuchen Sie mal, die Welt durch Kinderaugen zu sehen – das tut nicht nur der Seele gut, sondern hilft garantiert auch bei der Ideenfindung.