Nicht viele Buchreihen laufen so lange erfolgreich, dass ein zehnter Band herausgebracht wird. Umso bemerkenswerter ist es, dass dieses Jahr gleich drei Reihen, an denen ich als Entwicklungslektor mitwirken darf, diesen Meilenstein erreichen. In allen drei Fällen haben die Autorinnen und Autoren es geschafft, ihre Fangemeinde über Jahre hinweg zu begeistern, indem sie immer wieder Qualität abgeliefert haben.
Korruption im Kommissariat
Anna Johannsen veröffentlichte im Juni 2023 mit »Die Tote am Fastensee« den zehnten Band ihrer Bestseller-Reihe „Inselkommissarin“. Diesmal geht es ausnahmsweise auf eine Ostseeinsel: Merle Harmsen, eine Polizistin aus Schleswig, wird auf Fehmarn tot aufgefunden. Für das Kommissariat ist das eine heikle Angelegenheit – Merle hatte sich zuletzt krankschreiben lassen und sich auf den elterlichen Hof zurückgezogen, nachdem sie einen korrupten Kollegen angezeigt hatte. Die Inselkommissarin Lena Lorenzen wird mit dem Fall betraut und bekommt Unterstützung von Naya Olsen, einer jungen Polizistin mit dänisch-grönländischen Wurzeln.
Der Kreis der Verdächtigen ist groß. Neben Gegnern im Schleswiger Kommissariat zählen dazu vor allem Merles Jugendfreunde, zu denen sie nach vielen Jahren neuen Kontakt gesucht hatte. Bei ihren Befragungen rufen Lena und Naya heftige Reaktionen hervor. Als sie das Zimmer der toten Merle plötzlich verwüstet vorfinden, ist den Ermittlerinnen klar – sie sind dem Täter ganz nahe.
Greetsiel in Gefahr
Dirk Trosts Jan-de-Fries-Reihe ging ebenfalls im Juni in die zehnte Runde – »Wasserschlag für Greetsiel« erzählt von einem mysteriösen Todesfall. Mit reichem Fang kehren Jan de Fries und seine Freunde von einer Ausfahrt mit dem Krabbenkutter Sirius heim. Sie wollen den Abend gemütlich in Gretas Rettungsschuppen ausklingen lassen, als sie Zeugen einer Kneipenschlägerei werden. Einer der Beteiligten, der Schriftsteller Lars Lundström, wird nur wenig später tot im Greetsieler Hafenbecken gefunden. War der Tod des Autors ein Mord, ein Unfall oder lediglich ein Kollateralschaden?
Als Jan von einer geheimnisvollen Frau gedrängt wird, den Hauptverdächtigen aus der Haft freizubekommen, ahnt er noch nichts von den dramatischen Ereignissen, die mit einer Bombenexplosion im Greetsieler Kutterhafen in Gang gesetzt werden. Jan folgt seinem Ermittlerinstinkt und schnell wird für ihn klar, dass das Leben unzähliger ahnungsloser Menschen auf dem Spiel steht. Wird es dem Anwalt gelingen, die mörderischen Pläne zu durchkreuzen?
Keine Vergebung
Das Dreifachjubiläum vervollständigt Alexander Hartung im August. Dann erscheint »An einem dunklen Ort«, Band 10 der Thriller-Reihe rund um Jan Tommen von der Berliner Mordkommission. Im Nobelvorort Grunewald wird ein wohlhabender Geschäftsmann tot in einer Villa aufgefunden. Alle Zeichen deuten auf Mord. Der Mann hatte drei Gäste zu einem Treffen geladen, um sich für sein Verhalten in der Vergangenheit zu entschuldigen. Die Villa war abgeschlossen und außer dem Nachtportier haben alle Anwesenden ein Motiv. Die Kripo tappt im Dunkeln und kann niemanden überführen. Kurz bevor der Fall eingestellt wird, führt eine neue Spur Jan und sein Team zu kaum vorstellbaren menschlichen Abgründen.
Die Personen hinter den Ermittlungen
Besonders komplex – aber auch reizvoll – ist bei solch lange laufenden Reihen die Entwicklung der Haupt- und Nebenfiguren. Beziehungen werden eingegangen oder lösen sich auf, Hochzeitsglocken läuten, berufliche Karrieren werden beendet. Im Laufe der Bände fühlen sich einige dieser Figuren immer mehr wie echte Personen an, weil sie innerhalb der Bücher so viel erlebt haben.
Auch wenn die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Krimis und Thriller spannende Fälle sind: Für den langfristigen Erfolg ist vor allem wichtig, dass man sich beim Lesen mit den Figuren identifiziert, mit ihnen mitfiebert – sich freut, wenn sie Erfolg haben, sich sorgt, wenn sie in Gefahr geraten.
Ich freue mich auf weitere spannende Geschichten dieser drei Erfolgsreihen, vor allem aber auf die produktive Zusammenarbeit mit den Menschen dahinter!