Wer einen Roman schreibt, macht sich vorab Gedanken über die Handlung und die Figuren, aber das Setting wird von vielen eher stiefmütterlich behandelt. Dabei kommt auch dem Schauplatz eine große Bedeutung zu und er kann viel zur Wirkung des Romans beitragen.
Warum ist das Setting so wichtig?
Nicht immer muss genau festgelegt werden, wo ein Roman spielt. Manchmal bleibt der Schauplatz vage und das ist genauso okay. Dennoch sollten ein paar grobe Überlegungen vorab getroffen werden. Denn es macht einen Unterschied, ob eine Geschichte in Deutschland, den USA oder Japan spielt. Es macht einen Unterschied, ob die Figuren in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Deshalb ist es wichtig, diese Fragen vorab für sich zu klären.
Wer es vage halten möchte, könnte zum Beispiel festlegen, dass der Handlungsort eine Stadt in Deutschland ist. Ob es sich dabei aber um Köln, Hannover oder eine fiktive Stadt handelt, ist hingegen egal und muss keine Erwähnung finden. Durch die grobe Festlegung wird aber ein gewisser Rahmen vorgegeben. Denn das Leben in der Stadt läuft nun mal anders ab als das Leben auf dem Land und das muss dann auch beim Schreiben berücksichtigt werden.
Das richtige Setting wählen
Bei der Wahl des Settings haben Sie drei Optionen: Sie können einen real existierenden Ort wählen und auf Regionalität setzen, Sie können den Schauplatz unkonkret lassen oder Sie schaffen einen fiktiven Ort. Nichts davon ist per se besser oder schlechter. Es kommt immer auf die Geschichte und Sie als Autor*in an. Fragen Sie sich, was am besten zu Ihrem Roman passt. Wichtig für die Überlegung ist auch, wie gut Sie einen Ort kennen oder wie leicht Sie an Informationen darüber kommen. Wie authentisch könnten Sie das gewählte Setting rüberbringen? Fällt es Ihnen leicht, sich neue Orte auszudenken, oder haben Sie mehr Freude an ausgiebigen Recherchen? All diese Fragen spielen mit hinein in die Frage nach dem passenden Schauplatz.
Manche Geschichten spielen zudem an einem noch spezifischeren Ort. Soll Ihr Roman zum Beispiel in einer Schule, einer Psychiatrie oder einem Zirkus spielen? Auch das wirkt sich auf die Planung der Geschichte aus, weshalb es Sinn ergibt, sich bereits in einem früheren Stadium darüber Gedanken zu machen. Manchmal kann der Handlungsort so auch zu dem Merkmal werden, das eine Geschichte von anderen ähnlichen Geschichten abgrenzt.
Außerdem spielen die meisten Geschichten nicht nur an einem einzigen Ort, sondern die Figuren bewegen sich innerhalb der erzählten Welt. Wenn das Hauptsetting festgelegt ist, geht es also darum, sich die verschiedenen Schauplätze innerhalb dieses Raums zu überlegen. Bei einem Krimi könnten das zum Beispiel der Tatort, das Polizeirevier, die Wohnung der Kommissarin und so weiter sein.
Vorabüberlegungen zum Setting
Je nachdem, wie wichtig das Setting für die Geschichte ist, sollte mehr oder weniger ausführlich geplant werden. Wenn Sie in der Stadt, über die Sie schreiben, seit Jahren wohnen, ist wahrscheinlich weniger Recherche notwendig. Waren Sie allerdings noch nie dort oder liegt Ihr letzter Aufenthalt eine Weile zurück, sind Suchmaschinen wie Google eine gute Anlaufstelle, um erste Informationen und Bilder zu finden. Auch Google Maps ist super, um sich einen Überblick zu verschaffen.
In einem Dokument – oder einer Notiz-App, ganz wie es für Sie am angenehmsten ist – können Sie alle Informationen sammeln, die Ihnen für die eigene Geschichte relevant erscheinen. Das muss später nicht alles im Manuskript verarbeitet werden, aber hilft dabei, ein Gespür für einen Ort und die Stimmung zu bekommen, um diese später angemessen zu transportieren. In dem Dokument kann auch ein eigenes Brainstorming betrieben werden. Was verbinden Sie mit dem Ort? Was erscheint Ihnen besonders interessant? Möglicherweise hilft es auch, ein Inspirationsboard mit Bildern zu erstellen, die den Ort darstellen oder die Atmosphäre spiegeln.
Entscheiden Sie sich für einen fiktiven Ort, geht das mit mehr Freiheiten einher. Doch auch hier ist es lohnenswert, sich vor dem Schreiben Gedanken zu machen. Vielleicht möchten Sie ein paar grobe Eckdaten aufschreiben, damit Sie diese später nicht vergessen und beim Schreiben keine Inkonsistenzen entstehen. Manchmal kann diese Planung auch viel Zeit in Anspruch nehmen und viel Kreativität erfordern. Wenn Sie zum Beispiel einen High-Fantasy-Roman schreiben, stecken Sie wahrscheinlich mehr Zeit ins Worldbuilding als jemand, der über eine fiktive Großstadt in Deutschland schreibt. Dann muss häufig nicht nur ein Ort geplant werden, sondern oft werden gleich mehrere Länder und Kulturen erdacht, vielleicht wird sogar eine Karte angefertigt, die einen Überblick über die fiktive Welt gibt.
Wie viel Sie vorab planen und recherchieren, bleibt Ihnen am Ende natürlich selbst überlassen und kommt immer auch auf die Geschichte an. Manchen Autor*innen kommen die besten Einfälle ohnehin erst beim Schreiben und auch später kann jederzeit recherchiert werden, wenn auffällt, dass eine wichtige Information noch fehlt.
Das Setting im Roman beschreiben
Wenn die Vorarbeit abgeschlossen ist und der Schreibprozess beginnt, geht es darum, das Setting authentisch zu vermitteln. Wichtig ist hierbei vor allem ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Informationen und Handlung. Beschreibungen sollten zum richtigen Zeitpunkt und in Maßen eingefügt werden. Wenn gleich zu Beginn eine seitenlange Ortsbeschreibung gegeben wird, kann das erschlagen und eher abschrecken. Trotzdem sollten die Leser*innen möglichst früh ein Gespür dafür bekommen, wo die Geschichte spielt und vor allem welche Atmosphäre dort herrscht.
Wie häufig und wie genau auf das Setting eingegangen wird, hängt dabei wieder von der Geschichte ab. Wenn der Schauplatz eine wichtige Rolle spielt, darf er gerne näher beschrieben werden. Auch wenn es häufige Wechsel gibt, ist es hilfreich, die neuen Orte immer kurz zu umreißen, damit dieser Wechsel auch beim Lesen nachspürbar wird. Dabei hilft es, wenn verschiedene Sinne in die Beschreibung einbezogen werden. Beschreiben Sie also nicht nur, wie ein Ort aussieht, sondern gehen Sie gelegentlich auch darauf ein, welche Geräusche zu hören sind oder wie es dort riecht. Dadurch wirkt das Setting mehrdimensional und greifbarer und es entsteht mehr Atmosphäre. So kann sich das Setting positiv auf das Leseerlebnis auswirken und es in einem starken Maße prägen.