Eine Romanveröffentlichung ist der Traum vieler Menschen. Doch dieses Projekt lässt sich nicht in wenigen Tagen umsetzen. Der Weg dahin ist lang und mit vielen Arbeitsschritten verbunden. Die Vielfalt an Aufgaben kann erschlagend wirken. Wo soll ich anfangen? Was soll ich wann erledigen? Dieser Artikel gibt einen Überblick und damit eine Hilfestellung für alle, die ernsthaft mit dem Gedanken an eine Veröffentlichung spielen.
1. Ideen sammeln
Ohne eine gute Idee, gibt es am Ende kein fertiges Buch – und vor allem keins, das andere Menschen lesen wollen. Das ist klar. Manchmal kommen die Ideen von ganz allein. Plötzlich haben Sie einen Geistesblitz und entscheiden daraufhin, ein Buch zu schreiben. Manchmal weiß man aber nur, dass man gerne schreiben würde, hat vielleicht schon eine grobe Richtung im Kopf, aber eine konkrete Idee fehlt. Dann können Brainstorming-Techniken helfen, auf neue Gedanken zu kommen. In dieser Phase empfiehlt es sich, alle Einfälle zu sammeln und wertfrei aufzuschreiben. Bewerten und aussortieren können Sie hinterher. Erst mal geht es darum, Ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und zu überlegen, was möglich wäre.
Denken Sie darüber nach, welche Art von Büchern Sie selbst gerne lesen. Was hat Ihnen an anderen Werken gefallen und was würden Sie sich in einer zukünftigen Geschichte wünschen? Natürlich sollen Sie nicht einfach andere Bücher kopieren, aber manchmal kann man einzelne interessante Elemente herausgreifen und diese neu kombinieren, um sie zu etwas Neuem und Eigenem zu machen. Denken Sie über Gattungskonventionen nach und fragen Sie sich, wie sich diese neu umsetzen lassen. Sprechen Sie ruhig auch mit anderen über Ihr Vorhaben. Oftmals kann das neue Ideen anstoßen.
2. Den Roman planen
Wenn die ersten Ideen da sind, gilt es, Struktur hineinzubringen. Bisher haben Sie wild alles aufgeschrieben, was Ihnen in den Sinn kam. Jetzt überlegen Sie, welche der Ideen tatsächlich umsetzbar sind und wie Sie sich kombinieren lassen. Machen Sie sich Gedanken über das Genre und das zentrale Thema Ihrer Geschichte. Legen Sie fest, welches Setting geeignet ist und in welcher Zeit die Geschichte spielen soll. In der Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft? Es kann auch sinnvoll sein, die Kernaussage des Romans in einem Satz festzuhalten, um später beim Planen den Fokus zu behalten.
Dann geht es daran, die Handlung Ihres Romans zu entwerfen. Wie grob oder genau Sie diese Planung vornehmen, ist eine Typfrage. Manche bevorzugen es, nur grobe Anhaltspunkte zu haben und die Geschichte während des Schreibens zu entwickeln. Andere arbeiten bereits vor dem ersten Entwurf eine genaue Szenenliste aus. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, sich vorab Gedanken über die Romanstruktur und die wichtigsten Ereignisse zu machen.
Auch die Figuren lassen sich im Voraus planen. Hierbei lohnt es sich nicht nur, glaubhafte Protagonisten und passende Antagonisten zu entwerfen. Auch interessante Nebenfiguren sind wichtig für eine Geschichte. Gerade bei einer Vielzahl an Charakteren kann eine Übersicht über die Namen und Rollen helfen, um später beim Schreiben einfach einen kurzen Blick darauf werfen zu können und keine Zeit mit endlosen Suchen im Manuskript zu verschwenden.
In diese Planungsphase fallen auch die Recherchen zu Ihrem Roman. Hier kommt es stark auf das Genre und Thema Ihrer Erzählung an. Wenn Sie einen Krimi schreiben, kann es hilfreich sein, sich über die Kriminalarbeit zu informieren. Planen Sie einen historischen Roman, ist ein umfangreiches Wissen über die entsprechende Epoche nützlich, wenn nicht sogar unabdingbar. Wenn Sie in die fantastische Richtung gehen, wird diese Recherche möglicherweise durch die intensive Planung einer eigenen Welt ersetzt. In jedem Fall ist es gut, vor dem Schreiben möglichst viele Hintergründe zu kennen, denn umso authentischer lässt sich dann die Geschichte erzählen.
3. Den ersten Entwurf schreiben
Nun ist der Part an der Reihe, auf den Sie wahrscheinlich die ganze Zeit hingefiebert haben: das Schreiben. Manche fangen damit schon parallel zur Planung an, andere erst, wenn jedes Detail in der Theorie steht. Für diesen Schritt ist Ausdauer gefragt. Je nach geplanter Manuskriptlänge und Ihrem Zeitbudget kann es Wochen, Monate oder gar Jahre dauern, bis der erste Entwurf fertiggestellt ist. Dabei gibt es Höhen und Tiefen. Mal fließen die Worte nur so heraus, ein anderes Mal starrt man minutenlang auf den Bildschirm und muss für jeden einzelnen Satz kämpfen. Das ist in Ordnung und geht allen so. Wichtig ist, sich davon nicht entmutigen zu lassen, sondern immer weiterzumachen.
Es kann hilfreich sein, eine bestimmte Wort- oder Seitenzzahl als Tages- oder Wochenziel festzulegen, um eine Regelmäßigkeit ins Schreiben zu bekommen. Setzen Sie sich aber nicht zu sehr unter Druck. Testen Sie verschiedene Schreibplätze und finden Sie heraus, ob sie lieber allein oder in Gesellschaft schreiben. Manche spornt der Austausch mit anderen an, andere fühlen sich dadurch gestresst. Finden Sie Ihre optimalen Schreibbedingungen und experimentieren Sie gerne herum, denn schließlich soll das Schreiben Spaß machen.
Vielleicht stellen Sie während des Schreibens auch fest, dass Ihr Plot nicht wie geplant funktioniert. Dann kann es hilfreich sein, das Schreiben für einen Moment zu pausieren und wieder einen Schritt zurückzugehen. Setzen Sie sich erneut an Ihre Planung, beheben Sie das Problem – danach geht das Schreiben wieder leichter von der Hand.
4. Überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten
Der erste Entwurf ist fertig, Sie haben ein „Ende“ unter die Geschichte gesetzt. Das ist ein riesiger Erfolg und wer es bis dahin schafft, kann sich stolz auf die Schulter klopfen. Aber die Arbeit ist damit noch lange nicht getan. Jetzt geht es an die Überarbeitung und die kann ebenso nervenaufreibend sein wie das Schreiben selbst. Im Optimalfall schließt die Überarbeitung nicht direkt an das Schreiben an. Nehmen Sie sich ein paar Tage oder gar Wochen Auszeit von der Geschichte. Arbeiten Sie so lange an anderen Projekten oder gönnen Sie sich eine Pause. Dadurch bekommen Sie Abstand zu Ihrem Manuskript, können es danach neutraler betrachten und sind offener dafür, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben.
Überlegen Sie, ob es Logiklücken gibt, wie sich der Spannungsbogen verhält, ob die Charaktere lebendig genug sind und wie interessant sich die einzelnen Szenen lesen. Arbeiten Sie sich am besten vom Groben zum Feinen vor. Es bringt wenig, stundenlang an einer Formulierung zu feilen, wenn danach die ganze Szene gestrichen oder umgeschrieben wird. Oftmals erfordert es daher mehrere Durchgänge, bis man mit seinem Projekt so weit zufrieden ist, dass man es anderen Personen zum Lesen geben möchte.
5. Feedback einholen
Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem man selbst blind für die Fehler der eigenen Geschichte wird oder sich so tief in die Überarbeitung verstrickt hat, dass man auf einmal alles anzweifelt. Spätestens dann ist es Zeit, sich Feedback zu holen. Testleser*innen lassen sich im Familien- und Freundeskreis oder auch in Schreibgruppen finden. Wichtig ist, ehrliches Feedback zu bekommen. Wenn Ihre Mutter dazu tendiert, jedes Ihrer Projekte in den Himmel zu loben, ist sie vielleicht weniger geeignet als der Arbeitskollege, der keine Scheu vor Kritik hat und sogar ein eifriger Hobbyleser ist. Alternativ können Sie auch professionelles Feedback einholen oder eine Kombination aus beidem wählen.
Wenn die ersten Rückmeldungen eintrudeln, kann es hart sein, diese zu lesen und für sich anzunehmen. Wie Sie am besten mit Feedback umgehen und es konstruktiv für sich nutzen, wurde bereits in einem anderen Artikel auf dem Blog ausführlich erläutert. Denn letztlich ist es wichtig, Feedback nicht als Kritik an Ihrer Person zu sehen, sondern als Möglichkeit, um aus Ihrem Projekt das Beste herauszuholen. Auf Basis der Verbesserungsvorschläge wird der Roman erneut überarbeitet. Möglicherweise bieten sich mehrerer solcher Korrekturschleifen an, bis Sie mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sind.
6. Die Entscheidung für einen Veröffentlichungsweg: Selfpublishing oder Verlag?
Zuletzt stellt sich die Frage, auf welche Weise Ihr Roman veröffentlicht werden soll. Bevorzugen Sie den traditionellen Veröffentlichungsweg in einem Verlag oder ist das Selfpublishing die attraktivere Option? Diese Frage müssen Sie sich nicht erst stellen, wenn Ihr Romanprojekt fertiggestellt ist, sondern darüber können Sie auch vorher schon nachdenken. Je nachdem, für welchen Weg Sie sich entscheiden, stehen nun ganz unterschiedliche Schritte an.
Wer sich auf Verlagssuche begibt, sollte ein Exposé, ein Anschreiben und eine kurze Autorenvita verfassen. Auch eine passende Leseprobe muss ausgewählt werden. Üblicherweise sind dies die ersten Seiten des Romans. Stellen Sie also sicher, dass dieser Anfang möglichst überzeugend ist und gehen Sie ihn noch mal gründlich auf etwaige Fehler durch. Anstatt die Bewerbung direkt an Verlage zu versenden – es sei denn, Sie verfügen da über einen persönlichen Kontakt –, sollten Sie sich an eine Literaturagentur wenden. Literaturagent*innen haben den direkten Draht zu den Verlagen und stehen Ihnen bei Fragen und Problemen zur Seite. Dafür bekommt die Agentur im Erfolgsfall eine prozentuale Beteiligung. Doch egal ob Verlag oder Agentur: Informieren Sie sich genau, welche Bewerbungsunterlagen konkret gefordert sind, und stellen Sie diese individuell zusammen.
Danach ist Geduld gefragt. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis eine Rückmeldung eintrifft. Manchmal kommt gar keine Antwort. Falls Sie eine Zusage bekommen, können Sie sich freuen. Ansonsten überlegen Sie, ob Sie das Manuskript auch noch an andere Verlage oder Agenturen senden, ob doch die Selbstveröffentlichung eine Option wäre oder ob Sie es mit einem neuen Projekt versuchen wollen.
Beim Selfpublishing entfällt dieser Schritt des Wartens und Bangens und es geht direkt an die Vorbereitung der Veröffentlichung. Das geht dafür mit deutlich mehr Eigenverantwortung und finanziellen Vorleistungen einher als bei der Veröffentlichung im Verlag. Sie müssen selbst für das Lektorat und Korrektorat sowie für den Satz und die Covererstellung zahlen. Auch Klappen- und Werbetexte müssen selbst geschrieben werden und Sie sollten sich Gedanken über eine Vermarktungsstrategie machen.
Spätestens jetzt ist also der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie sich professionelle Hilfe holen und nach geeigneten Dienstleistern suchen sollten, die Sie bei den letzten Schritten zur Veröffentlichung unterstützen. Wer den Weg des Selfpublishings wählt, muss bereit sein, zunächst einiges ins Buch zu investieren. Das geht immer mit einer gewissen Unsicherheit einher. Somit haben beide Veröffentlichungswege ihre Vor- und Nachteile, die es in Ruhe und individuell für die eigene Person abzuwägen gilt.
Fazit
Das Thema Romanveröffentlichung ist so komplex, dass es sich in einem einzigen Artikel sicherlich nicht in seiner Gänze erfassen lässt. Der Weg ist auch nicht so geradlinig, wie es hier vielleicht den Anschein erwecken könnte. In der Praxis springen die meisten Autor*innen immer wieder vor und zurück, legen während des Schreibens eine weitere Planungsrunde ein oder beginnen, erste Kapitel zu überarbeiten oder umzuschreiben.
Der Artikel soll Ihnen daher nur eine erste Orientierung und Anhaltspunkte für den langen, aber spannenden Weg von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung geben. Es ist wichtig, sein Ziel vor Augen zu haben, aber am wichtigsten ist es, den Weg dahin zu genießen. Verlieren Sie sich also nicht in dem Gedanken an die Veröffentlichung, sondern haben Sie Spaß an der Planung und dem Schreiben und wertschätzen Sie jeden einzelnen Schritt. Das führt am Ende zu den besten Ergebnissen.